Moerder Redux
ist eine optisch und akustisch raumfüllende, frei-assoziative Kette konstruktiver, konkret-poetischer Video- und Animationsloops, inspiriert von Oskar Kokoschkas Stück Moerder, Hoffnung der Frauen.
Ursprünglich für die Aufführung im TANK 203.3040.AT produziert, war die Arbeit in einer an die räumlichen Gegebenheiten im mumok angepassten 3fach-Großprojektion Teil der Ausstellung Körper, Psyche und Tabu im museum moderner kunst stiftung ludwig wien.
Moerder Redux steht primär in unserer persönlichen Tradition einer genreübergreifenden, die Grenzen zwischen „Kunst“ und „Pop“ demolierenden inhaltlichen und formalen Disposition und Formensprache.
Die Arbeit kann sich aber auch mit der Rolle als zeitgemäße Konsequenz der aktionistischen Linie von Kokoschkas Dramaturgie über den Wiener Aktionismus der 1960er-Jahre in die Gegenwart anfreunden: Entsprechungen Kokoschkas outrierter Theatralik sind genauso zu finden wie formal aggressiv ausgearbeitete, körperbetonte und -verfremdende Korrelate aktionistischer Manifestationen.
Möglicherweise steht hier generationenübergreifend ein und derselbe, widerspenstige Geist hinter den künstlerischen Entscheidungen, eine Allergie gegen unkritisch übernommene Traditionen, ein Bedürfnis nach Neudefinition von Schönheit, ein Infragestellen anerzogener Emotionen, ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber „gesunder“ Moral.
Dem transportierenden technischen Medium allerdings genügt die Funktion als dokumentierende Konserve nun nicht mehr. Es verschmilzt mit seinem Content und wird mit originären Beiträgen selbst zum aktiven Teil der Aktion.
Bezogen auf Kokoschkas Stück begreift sich Moerder Redux nicht als direkte Umsetzung des Inhalts oder der Aussage von Theater in ein elektronisches Medium, nicht einmal als freiere Interpretation oder Neuformulierung einer dramatischen Intention, sondern folgt vielmehr wieder unserer generellen Vorliebe, ständig neue, autonome ästhetische Milieus und Elemente zu bauen, die Beiträge von außen – hier Kokoschkas Text – höchstens als Trigger für formale Partikel in formalen Abläufen zulassen und benutzen, aber gleich darüber hinausgehend völlig neue, distanzierte und erweiternde Positionen formulieren.
Den Rezipient_innen bleibt die Chance, ihre individuellen Links zwischen dem Reiz der Wörter und der autarken Konsequenz in der Medienarbeit zu entwickeln.